Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Sucht und Organisationen."

2.2. Suchtprozesse zur Übertreibung von Abhängigkeiten.

Merkmale: Idealisierung von Gruppen und Demokratie.

Eine moderne Variante, die Entwicklung von Autonomie und Verantwortung für eigenes Tun und Unterlassen zu verhindern, ist die Idealisierung von Gruppen und die Idealisierung der Demokratie. Gruppen (jede Organisation ist in diesem Sinne eine "Gruppe")" leben" davon, dass die Mitglieder der Gruppe Teile ihrer Autonomie zu Gunsten des Gruppenzweckes aufgeben. Wenn nun die Gruppe oder die Organisation Werte und Normen entwickelt, welche die Gruppe oder Organisation über das Individuum stellen und dies das Individuum nicht durchschaut, wird das Individuum für die Gruppe oder Organisation instrumentalisiert. Sekten, Fan-Clubs, Vereine, Parteien, aber auch Abteilungen oder Bereiche mit einem übersteigerten Selbstwertgefühl oder Elitedenken neigen dazu, ihre Mitglieder so zu vereinnahmen, dass sie innerhalb der Organisation keine Autonomie entwickeln können. Gerade unter Führungskräften ist oftmals die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben kaum mehr auszumachen.

Eine andere Facette ist die Idealisierung der Demokratie in Organisationen: Es besteht die Annahme, dass letztendlich alles mit Konsens möglich wäre, denn Konsens entlastet von der Verantwortung für das eigene Tun und Unterlassen. Nun wird diskutiert und diskutiert. Die Leistung bleibt hier ebenfalls schnell auf der Strecke.