HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Sucht und Organisationen."


Kontext: "Sucht und Organisationen."



Umgang mit der Sucht als alltägliches Phänomen.

Die Sucht und das Suchtverhalten sind so alltäglich, und es war schon immer so und wird es auch immer bleiben, dass es fast als eine reine Zeitverschwendung erscheint, über eine suchtfreie Gesellschaft nachzudenken. Falls dies doch geschähe, wird man feststellen, dass man sehr schnell geneigt sein wird, zu rigiden Mitteln der Steuerung, Kontrolle und Überwachung von Menschen zu greifen. Es wären jedoch dann gerade diese Mittel, die erneut die Entwicklung von Autonomie und Verantwortung für sich selbst erschweren und damit genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erreichen würden. Modelle der erfolglosen Kontrollversuche kennen wir aus der Geschichte genug: Gerade dort, wo der Alkoholkonsum erschwert wird oder verboten ist, gibt es eine besonders hohe Anzahl von Süchtigen unter denjenigen, die sich Alkohol beschaffen und leisten können.

Es scheint vielmehr erforderlich zu akzeptieren, dass Sucht und Suchtverhalten alltäglich sind. Es gilt, soziale Kompetenzen aufzubauen, um eigenem Suchtverhalten vorzubeugen und bei Suchtverhalten von Dritten angemessen zu reagieren. Dreh- und Angelpunkt ist die eigene Verantwortung für das Maß und die dazu erforderliche Entwicklung von Autonomie und Verantwortung für sich selbst.

Es hängt nur von den Gerichten ab, ob eine Abhängigkeit von einem neuen Stoff oder einem alltäglichen Verhalten als "Krankheit" einzustufen sei. Wenn zum Beispiel: "Fernsehen von mehr als drei Stunden täglich" als "Krankheit" eingestuft würde, wären ab sofort Millionen von Menschen "fernsehkrank", weil sie alle Symptome der "Fernsehsucht" aufwiesen. Ein Krankheitssymptom wäre dann die Entschuldigung oder Verschiebung der Verantwortung für das eigene Fernsehverhalten.

Das gilt natürlich analog für alle anderen Alltagssüchte. Wer kennt sie nicht, die Harmoniesüchtigen, Streitsüchtigen, Kaufsüchtigen (Kaufwütigen), Magersüchtigen, Tablettensüchtigen, Zigarettensüchtigen, Geschwindigkeitssüchtigen, Gewaltsüchtigen, Arbeitssüchtigen, Machtsüchtigen, Friedenssüchtigen, Vergnügungssüchtigen, usw.