Grundmuster der Sucht: Soziales Atom: "Alkoholiker".
Zum sozialen Atom "Alkoholiker" gehören:
- der Verführer und Einweiser (das Vorbild, der Vormacher, das
Modell),
- der Süchtige (der Trinker),
- der Wirt bzw. der Dealer bzw. der Lieferant der Droge. Eine
Droge, die nicht leicht verfügbar ist, wird vom Süchtigen auch
nicht als Suchtmittel ausgesucht, denn die Anstrengungen, die
zur Beschaffung erforderlich wären, sind wesentlich
unattraktiver als der Verzicht auf die Droge. (Wir wissen, das
dies sich nach der Abhängigkeit ändert.),
- der Mittrinker, der Saufkumpan (insbesondere bei Männern;
Frauen trinken eher alleine), der den potenziell Süchtigen zum
Trinken verführt und ihn einweist,
- der Kritiker, der den Alkoholisierten kritisiert, beleidigt,
niedermacht, wenn und weil er wieder getrunken hat und dadurch
auch die Selbstachtung des Süchtigen weiter reduziert, was
wiederum die weitere Sucht "legitimiert",
- der Verständnisvolle, der Mitleidende, der dem
Alkoholisierten Verständnis entgegenbringt, ihn tröstet, gut
zuredet, dass alles nicht so schlimm sei und ihn davon abhält,
die Dramatik, in welcher der Alkoholiker sich befindet, zu
erkennen. Nicht selten stecken die Verständnisvollen dem
Alkoholiker heimlich eine Flasche zu,
- der Helfer, die Helferin, die Krankenschwester, die den
Alkoholiker aus der Gosse aufhebt und ihn bis zur Ernüchterung
bemuttert, um ihn anschließend wieder zu verlassen. Dies
suggeriert dem Süchtigen, dass er Hilfe und Unterstützung nur im
Suchtzustand erhält, weshalb er sein Verhalten fortsetzt.
- der Therapeut, der den Auftrag erhält, den Alkoholiker
wieder "gesund" zu machen und aus dieser Leistung seinen
Lebensunterhalt verdient. Durch die Zuschreibung, dass
Alkoholismus eine "Krankheit" und deshalb "heilbar" sei, wird
die Entscheidung, Alkoholiker zu werden, verdeckt und der
Alkoholkonsum als "Krankheit" fortgesetzt.
- der Feind, der falsche Freund, der den Süchtigen bei
Nachlassen oder Abweichen von der Sucht wieder "auf den
richtigen Pfad" (die Sucht) zurückbringt und das neue
Suchtverhalten mit ihm einübt,
- der oder die Selbstgerechten, die sich vom Alkoholiker und
vom Alkohol distanzieren und zu "besseren Menschen" erklären.
Diese Spezies ist besonders bei den ehemaligen Rauchern weit
verbreitet. Sie schließen den Alkoholiker aus ihrer Mitte aus
und begünstigen dadurch, dass die Süchtigen immer mehr unter
sich bleiben und es dadurch immer schwieriger wird, Werte wie
Autonomie und Verantwortung für sich selbst zu entwickeln.
Wie unschwer zu erkennen ist, ist der gemeinsame Nenner aller
Rollen der Dritten im sozialen Atom die Untergrabung der Autonomie
des Süchtigen und dessen Verantwortung für sich selbst. Dadurch
fördern sie Dritten die Fortsetzung des Suchtverhaltens.
Neben der Struktur des sozialen Atoms gibt es auch typische
Prozesse, die das Entstehen und die Aufrechterhaltung von
Suchtverhalten fördern.