Grundmuster der Sucht: Zusammenbruch des Illusionshauses.
Früher oder später bricht das Illusionshaus zusammen: Die
Umdeutung der Realität gelingt nicht mehr. Die Konsequenzen aus
diesem Realitätsschock können dem Süchtigen brutal bewusst werden.
Die Trauer und die Scham des Süchtigen können jetzt unermesslich bis
unerträglich werden. Wiederum wären es die Autonomie und die
Verantwortung für sich selbst gefordert, um die Trauerarbeit zu
leisten, um die in der Realität vorhandenen neuen Möglichkeiten zu
erkennen und zu nutzen.
Die Ersatzbefriedigungen mit dem Suchtmittel erhalten nun eine
vierfache Bedeutung:
- die Ersatzbefriedigung, d.h. den Ersatz-Lustgewinn für das
nicht mehr erreichbar gehaltene "Eigentliche",
- "Medizin" für die Trauerarbeit, d.h. Linderung und Trost in
der Trauer und Überwindung der Scham,
- die Legitimation zur Selbstgerechtigkeit, dass man für den
tatsächlichen Zustand weder verantwortlich, noch in der Lage
sei, ihn ernsthaft zu verändern, d.h. Schuldzuweisungen an
Dritte oder an die "äußeren Umstände" und / oder Erwartung an
Dritte (oder "die Gesellschaft"), dass man helfen müsse,
- die Legitimation für die Fortsetzung der
Unverantwortlichkeit für sich selbst, denn wer süchtig ist, von
dem kann man doch wirklich nicht verlangen, dass er für sein
Ein- und Auskommen und Wohlbefinden sorgt, - meint der Süchtige.