HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Sucht und Organisationen."


Kontext: "Sucht und Organisationen."



Untaugliche Interventionen.

Wer bei Sucht oder Suchtverhalten intervenieren will, muss(!) die Sucht und das Suchtverhalten kennen und sich selbst aus einer Sucht, dem dazugehörigen Suchtverhalten und Beziehungsgefüge gelöst haben, ohne die Sucht und das Suchtverhalten mit einem anderen Suchtmittel und in einem neuen Beziehungsgefüge fortzusetzen. Fehlen entsprechende Erfahrungen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass nur ein Aspekt des Suchtverhaltens "bearbeitet" wird oder bestimmte Nachteile von Rollen und Funktionen im sozialen Atom oder des Suchtverhaltens verringert werden sollen. Es bleibt in der Regel bei den (hoffentlich) gut gemeinten Versuchen. "Das System" ist in der Regel in der Lage, die Interventionen zu blockieren und als Inkompetenz der intervenierenden Personen zu stigmatisieren.

Einige Beispiele von typischen unwirksamen Interventionen sind hier aufgeführt:

Krankheitsbegriff für den Alkoholismus akzeptieren:

"Wenn ich Ihnen heute sage, dass Sie "krank" sind, weil Sie saufen, kann ich Sie morgen nicht hinauswerfen, WEIL Sie saufen!"

Überfürsorge:

Wenn z.B. in Anwesenheit eines Alkoholikers auf den Ausschank von Alkohol verzichtet wird, wird durch dieses Verhalten der Alkoholiker erneut entmündigt: Nur er kann entscheiden, ob er trinkt oder nicht! Er ist selbst verantwortlich, was er tut!

Kompromissbereitschaft in der Position:

Die Arbeitssituation besteht für den Alkoholiker als Einheit von Arbeit und (!) Alkohol. Wenn Sie nun in einem Gespräch die positive Arbeitsleistung anerkennen (Viele Alkoholiker sind in der Tat hochleistungsfähige Workohollics) und im gleichen Gespräch das Alkoholproblem kritisieren, wird der Alkoholiker voraussichtlich im wesentlichen das Lob hören und den Tadel bestenfalls als "freundliche Ermahnung" auffassen. Im Extremfall kann er, der doch den Alkohol so nötig für sein Wohlbefinden braucht, das wiederum als eine Voraussetzung für seine Leistungsfähigkeit ist, ein solches Kompromissgespräch als Einverständnis mit dem Alkoholismus auslegen!

Akzeptieren von Entschuldigungen und Erklärungen:

Untauglich ist die Akzeptanz von Entschuldigungen oder Erklärungen mit dem Inhalt, die momentane Alkoholisierung sei auf einmalige, nie mehr wiederkommende Umstände zurückzuführen. Häufig wird behauptet:

  1. Es bestehe kein Alkoholproblem: Man trinke nur ganz normal.
  2. Das Alkoholproblem sei längst erledigt.
  3. Der Alkoholgeruch rühre nur von einem exzessiven Trinken am Vorabend.
  4. Der Alkoholgeruch rühre vom Mundwasser, vom Magen, von verordneten Medikamenten.
  5. Versprechen, kein Alkoholiker zu sein.
  6. Empörung über die Annahme, für eine Alkoholiker gehalten zu werden.
  7. Vorwürfe: Nur weil jemand ein Alkoholproblem habe, würde er mehr kontrolliert und müsse mehr Fragen beantworten als jemand, der kein Alkoholproblem hat.

Helferposition. Laientherapeut spielen wollen.

Der Vorgesetzte, Kollege oder Mitarbeiter verfügt in der Regel nicht über das therapeutische Rüstzeug, welches zu einer therapeutischen Beziehung und zu therapeutischen Interventionen erforderlich ist. Falls dies doch zutreffen sollte, so beinhaltet der Arbeitsvertrag mit der Organisation in der Regel nicht die Therapie von Anderen! Für eine Therapie ist Zeit und zwar sehr viel Zeit erforderlich.

Ferner ist eine besondere Beziehungskonstellation zwischen Therapeuten und Alkoholiker erforderlich, die es dem Alkoholiker erlaubt, Autonomie zu entwickeln und zu üben. Solche therapeutische Beziehungskonstellationen sind in Arbeitsbeziehungen bestenfalls den betriebsinternen Ärzten oder Psychologen möglich und vielleicht auch erlaubt.

Bitte beachten, dass die Hobbytherapeuten und die anderen vermeintlichen Helfer, oft beim Betriebsrat oder in der Personalabteilung zu finden, gemeinsam mit dem Alkoholiker ihre Arbeitszeit zur Hobbytherapie und nicht für den Leistungsprozess einsetzen.

Alkohol ansprechen, wenn der Alkoholiker nüchtern ist.

Ersparen Sie sich und dem Alkoholiker die Zeit für Gespräche über den Alkohol, wenn der Alkoholiker nicht alkoholisiert ist: Der Alkoholiker wird Sie im nüchternen Zustand nicht verstehen.